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Zeiten des «basisdemokratischen Theaters» |
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Innerstadtbühne Aarau |
Das Theater Tuchlaube, Aarau beherbergte zwischen 1974-1980 ein festes Ensemble und hiess damals, nach dem alten Kellertheater, «Innerstadtbühne» oder nach der damals grassierenden Untugend der Abkürzerei «iba». Das Theater sei ein emotiv-sensitiv-cognitiv-kommunikatives Geschehen, welches man nicht durchschaue. Deshalb wollte man damals, im Zuge der praxisbezogenen Bewältigung des 68er-Traumas, den kulturellen Überbau verändern, dergestalt, dass das Publikum zu kritischem Bewusstsein gelangen könne, das exemplarisch die ganze Region erfasse und alle Bevölkerungsschichten aus der kommunikativen Verödung befreie und in einem «Piazza-Gefühl» vereine. Um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden, schuf man Satzungen, in denen mehr Arbeitsgruppen, als Ensemble-Mitglieder vorgesehen waren. Man hätte ebensogut beim Anfallen von Problemen jeweils eine Vollversammlung einberufen können, um das Überwinden der kommunikativen Verödung in den eigenen Reihen exemplarisch zu realisieren. Eine Vollversammlung gab es jedoch trotzdem zusätzlich, nebst Sonntags-Matinéen, Diskussionen mit dem Publikum, Kurse für Hausfrauen und Schüler, Sitzungen mit der Kulturgewerkschaft, in die man als Ensemblemitglied automatisch aufgenommen wurde und deren Ziel es war, die Arbeitszeit mit zusätzlichen, durch die künstlerischen Richtlinien sich aufdrängenden Aktivitäten zu verlängern. Theater wurde auch noch gespielt. Was Wunder, dass innerhalb des nur fünfköpfigen Ensembles Spannungen entstanden, denn jeder wurde auf seine Art mit den Belastungen nicht fertig. Es gab aber auch Druck von aussen, von der Stadtbehörde und vom Gönnerverein und teilweise auch vom Publikum. Kritisiert wurde zumeist die Machart der jeweiligen Theater-Produktionen, weniger die Stückwahl, denn welcher Bildungsbürger, sollte man meinen, könnte denn ernsthaft etwas an Autoren wie: Nestroy, Zschokke, Goldoni, Kotzebue oder Sartre auszusetzen haben. Das Ensemble, das sich in stundenlangen Arbeitsgesprächen gegenseitig zerfleischte in Marathonsitzungen, in denen sich die aufgestauten Animositäten entluden und Machtstrukturen spielten, die man ansonsten in kritischer Weise in Stücken darstellte war zwar fast vollständig durch andere Leute erneuert worden, die viel aus vergangenen Fehlern lernten und nicht mit diesen grossen Ansprüchen daherkamen. Trotzden sollte es zum Schluss doch so weit kommen, dass ein Stück von Sartre zum Stein des Anstosses wurde. Die Stadtbehörde und weite Teile des freigesinnten Bürgertums entwickelten eine Hetzkampagne gegen dieses Theater um den ihrer Meinung nach linken Sündenpfuhl zu verunglimpfen und unmöglich zu machen. | ||
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