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Souveniers
Albert und Rosmarie hatten schon ganz viele schöne Erinnerungssütcke; in einem Schrank mit Glasschiebetürchen wo auch das Sonntagsgeschirr ruht. Zum Beispiel den gusseisernen Eiffelturm, den sie als Andenken an ihre Verlobungsreise in der französischen Hauptstadt gekauft hatten. Das bronzene Empire-State-Building, das sie von ihrer Hochzeitsreise in die Vereinigten Staaten in ihr neues Heim trugen.
Zur silbernen Hochzeit besuchten sie, die Mozart Stadt Salzburg. Dort hatte Rosmarie Mozartkugel gekauft, die man jedoch – obwohl es Winter war – nicht als Souvenir aufbewahren konnte, deshalb assen sie die gleich an Ort und Stelle auf. Dafür haben sie einen Teller gekauft, worin Salzburg mit Burg und der Salzach schön gemalt sind.
Auf einem Wochenend-Trip nach London, klaute Albert im Hotel Ritz zwei gravierte Teelöffel und einen Waschlappen, lieber hätte er das Duschtuch mitlaufen lassen, aber das schien ihm doch zu auffällig und hätte nicht ins Regal mit den Glasschiebetürchen gepasst.
Zur goldenen Hochzeit leistete sich das Paar eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer. Als sie in Venedig für eine Sightseeing- Tour an Land gingen, mussten sie zusammen mit den vielen anderen Touristen Spiessrutenlaufen, um zur Rialto-Brücke zu gelangen; denn es war Freitag; gleichzeitig fand eine Umweltdemo statt. Albert war ausser sich und als ihn eine Demonstrantin – fast noch ein Kind – einen Globetrottel nannte, wollte er ihr das Transparent mit dem Slogan: Mehr Bäume weniger Arschlöcher entreissen, was ihm aber nicht gelang. Dabei fiel ihm seine Sonnenbrille von der Nase und zerbrach.
Rosmarie hat sich dann so eine Commedia dell'arte Maske gekauft; die ziert jetzt die kaputte Sonnenbrille.
Ohne besonderen Anlass flogen sie im Urlaub einmal nach Aegypten. Dort konnte Albert beobachten, wie ein anderer Mitreisender verhaftet wurde, weil er einen bearbeiteten Stein in der Nähe historischer Bauten auflas und in den Sack steckte. Albert hatte gerade noch genügend Zeit, um seine zwei Steine, die er aufgelesen hatte, unbeobachtet wegzuschmeissen. Egal, dachte er, das Glasschiebefach platzt eh schon aus allen Nähten.
Zur Pensionierung Alberts wollten sich die zwei etwas ganz besonderes leisten und buchten einen Billigflug nach Südafrika zu einer Wüstenexpedition. Dort fuhren sie eingepfercht in einem offenen Fahrzeug, auf der Ladebrücke stehend durch die Wüste und schauten sich die wilden Tiere an: Löwen, Elefanten, Klapperschlangen, Giraffen und anderes exotisches Getier. Für viele der meist älteren Klientel war die Hitze und das ständige Stehen zu viel und um Ohnmachten zu vermeiden, musste immer wieder angehalten werden. Bei einer dieser Rasten hat sich Albert hinter einen Felsen verzogen um zu pissen. Dort bemerkte er, dass er auf ein kleines Schlänglein sein Wasser abgeschlagen hatte. Das Tier schien vom Urin wie betäubt. Er packte die Schlange und steckte sie in ein Tuperware, worin vorher Käsebrote gelagert waren. Schnell machte er mit dem Sackmesser ein paar Löcher in den Deckel und steckte dann die Dose unbemerkt in den Rucksack. Niemand bemerkte auf dem Heimflug diesen verbotenen Gast. Erst zuhause beim Abwaschen als Rosmarie sich wunderte, weshalb der Tuperwaredeckel Löcher hatte.
Nun ziert zusätzlich ein Foto der Gattin den Souvenirschrank mit den Glasschiebetürchen. @Hans Suter
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